Der Juni bringt Veränderungen in der Wesermarsch

Arbeitslosenquote in der Wesermarsch im Juni bei 6,1 % – Der russische Angriffskrieg in der Ukraine führt zu Veränderungen an vielen Stellen – Agentur für Arbeit rät: Jetzt nach Ausbildungsstellen schauen!

Ausgabejahr 2022
Datum 01.07.2022
Arbeitslosenzahl:2.901Arbeitslosenquote (Vorjahr):6,1 % (6,2 %)
Veränd./Vormonat:+256 (+9,7 %)Stellenzugang (Veränd./Vorjahr)168 (−27,3 %)
Veränd./Vorjahr:−91 (−3,0 %)Stellenbestand (Veränd./Vorjahr)887 (+8,8 %)

„Im Monat Juni gab es einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Wesermarsch“, sagt Sonja Weiß, Geschäftsstellenleiterin Brake und Nordenham. Die Meldungen der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer, welche seit dem 1. Juni vom Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) in die Grundsicherung (SGB II) gewechselt sind, spiegeln sich in den Zahlen wieder. Im Bereich des Baugewerbes/Handwerks sind in der Wesermarsch noch eine Vielzahl an Ausbildungsstellen bei kleineren Unternehmen unbesetzt.

Arbeitslosigkeit

Im Juni waren 2.901 Frauen und Männer in der Wesermarsch arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr sind dies 91 Personen bzw. 3,0 %weniger. Die Arbeitslosenquote für Juni 2022 beträgt 6,1 %, im Mai lag die Arbeitslosenquote bei 5,5 % und im Juni 2021 lag der Wert bei 6,2 %.

Arbeitskräftenachfrage

Der fortlaufende Zuwachs an Stellen ist, wie zuvor im Mai stagniert bzw. mit einem geringen Rückgang zu verzeichnen. Anhaltend wird die Wirtschaft von Lieferengpässen, hohen Material- und Ölpreisen sowie ausbleibende Nachfrage, bestimmt. Weitere Gründe für eine etwas verhaltenere Stellensuche sind die Inflation, steigende Zinsen und (wieder) steigende Inzidenzen.

Eine zusätzliche Herausforderung besteht für die Landwirtschaft, welche daraus resultiert das aufgrund des Ukraine-Kriegs ein Preisanstieg von Strom, Gas sowie von Stickstoffdünger – dessen Preis sich verdreifacht hat. Zudem wurde rund 40% des Kraftfutters aus der Ukraine importiert, was ebenfalls eine Preiserhöhung zur Folge hat. Zwar wird folglich der Produktpreis, vor allem für Milch, aus der Landwirtschaft erhöht, um den steigenden Kosten entgegen zu wirken.

In einem kürzlich veröffentlichten Regionalranking wurde die Wesermarsch zu einer der 93 Aufsteiger-Regionen Deutschlands eingereiht. Die haben zwar ein schwaches Niveau, aber eine starke Entwicklung. Im Beobachtungszeitraum, der 2018 vor Corona begann und bis mitten ins Pandemiegeschehen reichte, war die Wesermarsch offenbar robuster gegen die Belastungen durch die Krise als etwa stärker industriell geprägte Regionen.

Zugang und Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen

Bild: Zugang und Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen

Arbeitsstellen

Im Juni waren 887 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber Mai ist das ein Plus von 18 oder 2 %. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 72 Stellen mehr (+9 %). Arbeitgeber meldeten im Juni 168 neue Arbeitsstellen, das waren 63 oder 27 % weniger als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn sind damit 1.177 Stellen eingegangen, das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 225 oder 24 %. Zudem wurden im Juni 141 Arbeitsstellen abgemeldet, 11 oder 8 % mehr als im Vorjahr. Von Januar bis Juni gab es insgesamt 1.002 Stellenabgänge, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 211 oder 27 %

Ausbildungsmarkt

Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober 2021 meldeten sich 513 Bewerber für Berufsausbildungsstellen, 58 weniger als im Vorjahreszeitraum (−10 %). Zugleich gab es 526 Meldungen für Berufsausbildungsstellen, das entspricht einem Plus von 30 (+6 %). Ende Juni waren 196 Bewerber noch unversorgt und 287 Ausbildungsstellen noch unbesetzt.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es weniger unversorgte Bewerber (−5 oder −2 %), die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen war größer (+75 oder +35 %). Eine Beurteilung der aktuellen Lage am Ausbildungsmarkt ist auf der Grundlage von gemeldeten Bewerbern und Ausbildungsangeboten im Vergleich zu vorhergehenden Berichtsjahren möglich; eine Hilfestellung hierzu bietet das Diagramm.

Bild: Gemeldete Bewerber/Arbeitsstellen Seit Beginn des Berichtsjahres gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen und gemeldete Berufsausbildungsstellen

Die Besetzung der Ausbildungsstellen geht weiter voran und auch das Einwerben von Stellen für das Jahr 2023 im Bereich der Banken und Versicherungen hat in diesem Monat begonnen.

Im Bereich des Baugewerbes/Handwerks sind in der Wesermarsch noch eine Vielzahl an Ausbildungsstellen unbesetzt. Eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt dabei, dass es sich um viele kleine Betriebe handelt die schlecht mit ÖPNV zu erreichen sind und keinen Internetauftritt haben und/oder nicht auf den Sozialen Medien aktiv sind. Die Ausbildungsstellen werden somit weniger gefunden.    

Arbeitsmarktdaten und Geflüchtete aus der Ukraine

Für den Arbeitsmarkt stellt sich die Situation wie folgt dar: Derzeit werden 258 Ukrainerinnen und Ukrainer in der Wesermarsch fast ausschließlich im Bereich Bereich SGB II betreut. Das sind 243 mehr als im letzten Monat und 247 mehr als vor einem Jahr.                                       

Der Anteil an den gemeldeten erwerbsfähigen Personen Insgesamt liegt bei 4,3 %, im SGB II liegt der Anteil bei 5,9 %. 209 Personen aus der Ukraine stehen dem Arbeitsmarkt zur Zeit grundsätzlich zur Verfügung, sind also arbeitsuchend, arbeitslos sind darunter 166.

Die Zugänge in Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB II liegen diesen Monat bei 445. Davon sind 37,8 % Ukrainerinnen und Ukrainer.     

Geldleistungen

In der Wesermarsch haben im Monat Juni 830 Frauen und Männer Arbeitslosengeld I erhalten. Das sind 8 weniger (−1,0 %) als im Vormonat und 4 weniger oder −0,5 % als im Juni 2021.

Das Jobcenter Wesermarsch betreute im Juni 3058 Bedarfsgemeinschaften. Im Vergleich zum Vormonat sind das 126 Bedarfsgemeinschaften mehr. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind dies 175 Bedarfsgemeinschaften weniger und somit 5,4 % weniger.

In den Bedarfsgemeinschaften gab es 4023 erwerbsfähige Leistungsberechtigte, 99 erwerbsfähige Leistungsberechtigte mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr sind es 320 Personen und somit 7,4 % weniger.

Entwicklungen nach Rechtskreisen in Brake und Nordenham

Brake

Die Arbeitslosigkeit ist von Mai auf Juni um 162 auf 1.409 Personen gestiegen. Das waren 88 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Juni 5,2 %; vor einem Jahr belief sie sich auf 5,5 %. Dabei meldeten sich 387 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, 132 mehr als vor einem Jahr und gleichzeitig beendeten 222 Personen ihre Arbeitslosigkeit (−75). Seit Jahresbeginn gab es insgesamt 1.730 Arbeitslosmeldungen, das ist ein Plus von 177 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum; dem gegenüber stehen 1.648 Abmeldungen von Arbeitslosen (−16).

Der Bestand an Arbeitsstellen ist im Juni um 24 Stellen auf 567 gestiegen; im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 7 Arbeitsstellen mehr. Arbeitgeber meldeten im Juni 120 neue Arbeitsstellen, 22 weniger als vor einem Jahr. Seit Januar gingen 664 Arbeitsstellen ein, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 22.

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB III von Mai auf Juni um 28 auf 495 Personen gestiegen. Das waren 13 Arbeitslose weniger als im Vorjahresmonat. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Juni 1,8 %; vor einem Jahr belief sie sich auf 1,9 %.

Dabei meldeten sich 136 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, 6 weniger als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 99 Personen ihre Arbeitslosigkeit (−48). Seit Beginn des Jahres gab es 846 Arbeitslosmeldungen, das ist ein Minus von 41 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum; dem stehen 819 Abmeldungen von Arbeitslosen gegenüber (−94).

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB II von Mai auf Juni um 134 auf 914 Personen gestiegen. Das waren 75 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Juni 3,4 %; vor einem Jahr belief sie sich auf 3,6 %. Dabei meldeten sich 251 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, 138 mehr als vor einem Jahr. Hierbei handelte es sich überwiegend um ukrainische Flüchtlinge im Übergang aus dem AsylBG in die Grundsicherung.

123 Personen beendeten ihre Arbeitslosigkeit, 27 weniger als vor einem Jahr. Seit Beginn des Jahres gab es 884 Arbeitslosmeldungen, das ist ein Plus von 218 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum; dem stehen 829 Abmeldungen von Arbeitslosen gegenüber (+78). 

Nordenham

Die Arbeitslosigkeit ist von Mai auf Juni um 94 auf 1.492 Personen gestiegen. Das waren praktisch genau so viele wie vor einem Jahr (−3). Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Juni 7,1 %; sie war damit genau so hoch wie im Vorjahresmonat. Dabei meldeten sich 305 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, 93 mehr als vor einem Jahr und gleichzeitig beendeten 213 Personen ihre Arbeitslosigkeit (−66). Seit Jahresbeginn gab es insgesamt 1.516 Arbeitslosmeldungen, das ist ein Plus von 145 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum; dem gegenüber stehen 1.390 Abmeldungen von Arbeitslosen (−79).

Der Bestand an Arbeitsstellen ist im Juni um 6 Stellen auf 320 gesunken; im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 65 Arbeitsstellen mehr. Arbeitgeber meldeten im Juni 48 neue Arbeitsstellen, 41 weniger als vor einem Jahr. Seit Januar gingen 513 Arbeitsstellen ein, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von 203.

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB III von Mai auf Juni um 14 auf 472 Personen gestiegen. Das waren 14 Arbeitslose mehr als im Vorjahresmonat. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Juni 2,3 %; vor einem Jahr belief sie sich auf 2,2 %.

Dabei meldeten sich 111 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, 26 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 93 Personen ihre Arbeitslosigkeit (−20). Seit Beginn des Jahres gab es gegenüber dem Vorjahr unverändert 711 Arbeitslosmeldungen; dem stehen 624 Abmeldungen von Arbeitslosen gegenüber (−100).

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB II von Mai auf Juni um 80 auf 1.020 Personen gestiegen. Das waren 17 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Juni 4,9 %; sie war damit genau so hoch wie im Vorjahresmonat.

Dabei meldeten sich 194 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, 67 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 120 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 46 weniger als vor einem Jahr. Seit Beginn des Jahres gab es 805 Arbeitslosmeldungen, das ist ein Plus von 145 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum; dem stehen 766 Abmeldungen von Arbeitslosen gegenüber (+21).

Sonja Weiß, Agentur für Arbeit, Geschäftsstellenleiterin Brake, Nordenham
Eike Bohlmann, Geschäftsführer Jobcenter Wesermarsch