Ein Jahr Corona am Arbeitsmarkt – Jobcenter Salzgitter zieht Bilanz 2020 und ist für den Re-Start in 2021/2022 vorbereitet

Ausgabejahr 2021
Datum 18.03.2021

Die Regelungen im Rahmen der Kurzarbeit haben den Arbeitsmarkt bislang deutlich gestärkt und sind ein gutes Instrument, um den Eintritt der Arbeitslosigkeit zu vermeiden oder durch die längere Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld ein Zeitfenster bis zur Arbeitsaufnahme zu ermöglichen. Insbesondere zu Beginn der Pandemie waren die Auswirkungen stärker in der Arbeitslosenversicherung (Rechtskreis SGB III – Agentur für Arbeit) als in der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II- Jobcenter) zu spüren. Seither verteilt sich der Effekt etwas gleichmäßiger auf beide Rechtskreise.

Ein großer Teil des Anstiegs der Zugänge im Rechtskreis SGB II erfolgte pandemiebedingt durch Personen, die zuvor abhängig beschäftigt waren. Diese krisenbedingte Arbeitslosigkeit steht im direktem Zusammenhang mit den verschlechterten Abgangsmöglichkeiten in Arbeit.

Besonders betroffen ist der Personenkreis, der erst kurz vor Beginn der Pandemie Arbeit aufgenommen hatte. Hierunter sind in Salzgitter auch viele Menschen mit Fluchthintergrund. Sie sind durch die Pandemie besonders betroffen. Neu erworbene Sprachkenntnisse können pandemiebedingt nur wenig angewendet werden. Wie wir wissen, trägt jedoch ein Arbeitsplatz und die damit verbundenen Begegnungsmöglichkeiten besonders zur Integration bei. Das wird eine Herausforderung ab dem Sommer 2021.

Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich der mögliche sozialintegrative Schaden nicht beziffern.

„Das wird aber neben den Auswirkungen der Pandemie auf den lokalen Arbeits- und Ausbildungsmarkt nicht die einzige Herausforderung sein, sagt Jobcenter Geschäftsführer Elmar A. Windeler und erläutert, dass Salzgitter am Anfang eines Strukturwandels steht. Transformationsprozesse der hiesigen Industrie stehen an und der Druck auf unsere Kundinnen und Kunden erhöht sich.

Bereits die Planung für das Jahr 2021 wurde maßgeblich darauf ausgerichtet.“ 

Auch die Personengruppe der Ungelernten, geringqualifizierten Kundinnen und Kunden im Grundsicherungsbezug ist pandemiebedingt besonders betroffen. Sie haben meist keinen Berufsabschluss, aber gerade ein Berufsabschluss verbessert die Marktchancen deutlich und schützt oftmals vor lange andauernder Arbeitslosigkeit. Darum prüfen die Integrationsfachkräfte im Gespräch mit den Kundinnen und Kunden sehr genau, ob im Bereich der Fortbildung und beruflichen Weiterbildung Qualifizierungsbedarf besteht und beraten zu möglichen Angeboten. 

„Neben der Sicherstellung der Leistungsgewährung durch das Jobcenter Salzgitter, erfolgt die Arbeitsmarkt Orientierung durch professionelle Beratung. Ein Beispiel hierfür ist das beschäftigungsorientierte Fallmanagement des Jobcenters Salzgitter. Hier arbeiten wir eng mit den Koordinatorinnen und Koordinatoren der Stadt Salzgitter zusammen. Auch in 2021 soll sich die lebenslagenorientierte Zusammenarbeit in den Quartieren (stadtteilbezogen) auf die soziale und arbeitsmarktrelevante Integration positiv auswirken. Durch die intensive Betreuung der betroffenen Kundinnen und Kunden mit multiplen Handlungsbedarfen werden sowohl sozialintegrative als auch arbeitsmarktorientierte Fortschritte realisiert“, berichtet der Geschäftsführer.

„Es freut uns sehr, dass wir es im letzten Jahr geschafft haben, innerhalb kürzester Zeit die IT-Infrastruktur auszubauen und unsere Kundinnen und Kunden diese zusätzlichen digitalen Zugangswege angenommen haben. Intern werden wir neben der persönlichen Vorsprache weitere Zugangskanäle, wie z.B. die digitale Kommunikation ausbauen. Insbesondere hierbei besteht Wahlfreiheit für unsere Kundinnen und Kunden“, sagt Windeler.

Gemeinsam mit der Stadt Salzgitter und der Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar wird die Jugendberufsagentur (JBA) in den Räumlichkeiten am Fredenberg fortgeführt. Hier werden junge Menschen mit dem Wunsch und Bedarf nach persönlicher und beruflicher Orientierung im Sinne der Zielerreichung gestärkt.

Die Initiative „Durchstarten“ (Work-First-Ansatz) mit der Ausrichtung der schnelleren Arbeitsmarktintegration und der Zusammenarbeit mit dem gemeinsamen Arbeitgeberservice, zur Steigerung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsaufnahmen wird auch in 2021 durch das Jobcenter Salzgitter fortgesetzt.

Die Berufsmigrationsagentur (BMA) in der Chemnitzer Straße, mit einer gemeinsamen Anlaufstelle für ehemals geflüchtete Menschen hat sich etabliert. Durch eine stabile Prozesssteuerung konzentriert sich die Arbeit der BMA neben der Sprachförderung und Qualifikation, verstärkt auf die Arbeitsmarktintegration und den Re-Start nach der Pandemie.

Den erfolgreichen Start in das Jahr 2020 (mit guten Integrationserfolgen für das Jobcenter Salzgitter) beendete die Pandemie im Frühjahr 2020. Erst im Spätsommer zeigte der lokale Arbeitsmarkt positive Tendenzen. Das Jahr 2020 endete mit angeordnetem Lockdown, der für die kreisfreie Stadt Salzgitter, aufgrund der hohen 7-Tage Inzidenz, auch im Frühjahr 2021 mit kleinen Öffnungsschritten weiterhin andauert.

Bei Veröffentlichung zum Berichtsmonat Februar 2021 wurde im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosenquote im Rechtskreis SGB II – Stadt Salzgitter sichtbar. So lag die Arbeitslosenquote im Berichtsmonat Februar 2021 in der Stadt Salzgitter bei 10,2 Prozent (5.521 Arbeitslose) und damit 1,2 Prozent höher als im Februar 2020 (4.886 Arbeitslose).

Nach Rechtskreisen betrachtet, lag die Arbeitslosenquote im Rechtskreis II (Jobcenter Salzgitter) im Berichtsmonat Februar 2021 bei 7,4 Prozent und ist damit um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat Februar 2020 angestiegen. Somit ist die Anzahl der Arbeitslosen im Rechtskreis II (Jobcenter Salzgitter) innerhalb eines Jahres um 383 Arbeitslose auf insgesamt 4.046 Arbeitslose im SGB II angestiegen.   

Der Anstieg der Arbeitsloslosigkeit in der Grundsicherung hat ganz verschiedene Gründe. Ein Teil des Anstiegs ist auf Personen zurückzuführen, die im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ihre Arbeit verloren haben. Ein weiterer Teil geht darauf zurück, dass Corona bedingt weniger Menschen ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung oder Selbständigkeit beendeten. 

„Aufgrund der Kontaktbeschränkungen wurden im Zuge der Corona-Krise weniger arbeitsmarktpolitische Maßnahmen neu begonnen. Durch Auswertungen der Statistik ist jedoch bekannt, dass gerade im Anschluss an Bildungsmaßnahmen die Anzahl der Arbeitsmarkintegrationen ansteigt. Vorteilhaft für den Salzgitteraner Arbeitsmarkt war die schnelle Reaktion der vor Ort agierenden Bildungsträger. Sie haben ihre digitalen Angebote kurzfristig ausgebaut und unsere Kundinnen und Kunden haben das verstärkte Online Angebot gut angenommen. Rund zwei Drittel der für 2020 angestrebten Qualifizierungen konnten in Salzgitter trotz Pandemie umgesetzt werden. Auch im landesweiten Vergleich ein sehr gutes Ergebnis für unser Jobcenter“, erläutert Windeler.  

„Wir sind gut aufgestellt und bisher mit Unterstützung unseres Netzwerks gut durch diese schwierige Zeit gekommen. Schwerpunkt für 2021 ist weiterhin die Vermeidung und Verringerung des Langzeitleistungsbezug durch Qualifizierung und Integration unserer langzeitarbeitslosen Kundinnen und Kunden. Präventiv werden hier auch die Personen im Fokus stehen, die krisenbedingt in den Leistungsbezug eingemündet sind. Unser Ziel ist es, die Integration in den Arbeitsmarkt von Beginn an zu verfolgen und damit das Risiko eines Langzeitleistungsbezugs zu reduzieren. Die soziale, als auch die berufliche Integration von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund sowie gering qualifizierten, marktfernen Kundinnen und Kunden stehen 2021 im Fokus der Arbeit des Jobcenters. Beide Zielgruppen dominieren in ihrer Quantität und stellen durch bildungs- und/oder sprachferne mindestens 60 % unseres Kundenpotentials dar. Hier wollen und müssen wir unterstützen“, sagt der Geschäftsführer Elmar A. Windeler.