Jahresbilanz des Jobcenters Salzgitter 2016

Ausgabejahr 2017
Datum 16.03.2017

„Ein Jahr mit besonderen Herausforderungen“, so Elmar A. Windeler, Geschäftsführer des Jobcenters Salzgitter. „ 1.593 Integrationen bedeuteten per Saldo 66 Integrationen weniger als 2015 – und das in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Aufgrund der Flüchtlingssituation hat sich die Anzahl an ausländischen Leistungsbeziehern und damit auch die Anzahl an Bedarfsgemeinschaften zum Vorjahr deutlich erhöht.“

 

Der Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingen begegnet das Jobcenter Salzgitter mit der Einrichtung einer Berufsmigrationsagentur (BMA) in der Berliner Straße 9-13. Diese Anlaufstelle für Flüchtlinge besteht seit dem 01.02.2016 und wird kontinuierlich anhand der aktuellen Bedarfe weiterentwickelt. Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar und der Stadt Salzgitter sowie zahlreichen Netzwerkpartnern/-innen arbeitet das Team der BMA an der beruflichen und der gesellschaftlichen Integration von Flüchtlingen. Auf die gute Zusammenarbeit mit dem Jobcenter, insbesondere im Rahmen der Flüchtlingsthematik, weist die Vorsitzende der Trägerversammlung und Erste Stadträtin, Christa Frenzel hin. „Die Eingewöhnung in ein fremdes Land, in eine andere Kultur und Gesellschaft, ein anderes Schul- und Bildungssystem und das Erlernen einer fremden Sprache sind große Herausforderungen, deren gute Bewältigung grundlegend für einen gelungenen Neustart in Salzgitter ist.“

 

Jahresdurchschnittlich waren im Jobcenter Salzgitter 4.222 Personen arbeitslos gemeldet. Das waren 433 Arbeitslose  (+11,4 Prozent) mehr als im Schnitt des Vorjahres. Rechtskreisübergreifend waren in der Stadt Salzgitter 5.439 Personen (SGB II und III)  erwerbslos. Für 1.217 Arbeitslose war die Agentur für Arbeit zuständig. Die am Jahresanfang erwarteten Ausgaben für das Arbeitslosengeld II und das Sozialgeld – die so genannten Leistungen zum Lebensunterhalt - in Höhe von 28,6 Millionen Euro  wurden um 3,1 Millionen überschritten. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften lag im November bei 6.428, mit insgesamt 13.201 Personen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat  nahm die Zahl der Bedarfsgemeinschaften um 881 und die Zahl der darin befindlichen Personen um 2.216 zu. Erwerbsfähige Leistungsberechtigte gab es im  November 8.820 – ein Jahr zuvor waren es 7.667 gewesen.

 

Die Anzahl der Langzeitleistungsbezieher ist leicht gesunken. Integrationsbemühungen für diese Personengruppen bilden weiterhin einen Schwerpunkt der Arbeit. Der jahresdurchschnittliche Bestand der Langzeitleistungsbezieher (erwerbsfähige Leistungsbezieher, die in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Monate Leistungen der Grundsicherung bezogen haben) verringerte sich von 5.071 (2015) auf 5.040 Personen (minus 0,6 Prozent) in 2016.

 

Langzeitarbeitslose Menschen finden deutlich schwerer Zugang zum ersten Arbeitsmarkt. Häufige Gründe sind fehlende Berufserfahrung, gesundheitliche Einschränkungen und individuelle, personenbezogene Vermittlungshemmnisse. Mit dem ESF-Bundesprogramm zur Eingliederung langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) erfolgt eine intensivierte Unterstützung zur Integration am Arbeitsmarkt. 

 

Die Zahl der Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Ausbildung und Selbständigkeit ist von 1.659 (2015) um 66 auf 1.593 gesunken. Die Integrationsquote lag bei 19,2 Prozent – geplant waren 21,8 Prozent. Die Summe der erbrachten Leistungen zum Lebensunterhalt lag 2016 bei 31,7 Millionen Euro und damit rund 3 Millionen Euro über dem ursprünglichen Jahresansatz. Auch die kommunalen Ausgaben (Leistungen für Unterkunft und Heizung) überschritten den Ansatz. Von den am Jahresanfang geplanten Ausgaben von 22,9 Millionen Euro musste zum Jahresende eine Gesamtsumme von knapp 26,3 Millionen Euro von der Stadt Salzgitter aufgebracht werden.

 

Die Zuwanderung aus den neuen osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten, den GIPS-Staaten und den Asylzugangsländern hat das Arbeitskräfteangebot vor Ort erhöht und wirkt dem demographischen Wandel entgegen. Zunächst führt diese Zuwanderung jedoch zu einer deutlichen Steigerung an Arbeitslosen im SGB II Bezug. Die Entwicklung des örtlichen Arbeitsmarktes wird daher zunehmend von Migration beeinflusst. In Salzgitter beträgt die Arbeitslosenquote (insgesamt) 11,2 Prozent (SGBII 8,2 / SGBIII 3,0) und ist damit deutlich höher als die durchschnittliche Arbeitslosenquote in Niedersachsen. Diese beträgt im Februar 2017 (insgesamt) 6,2 Prozent (SGBII 3,9 / SGB III 2,3).

Bereits im Jahr 2015 war eine nachlassende Marktdynamik zu verzeichnen, die sich in 2016 fortsetzte. Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen ist rückläufig. Die Arbeitnehmerüberlassung reagiert frühzeitig auf Änderungen der konjunkturellen Rahmenbedingungen und ist daher ein Frühindikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Salzgitter hat aufgrund des Industriestandorts bislang eine hohe Anzahl an Beschäftigten in der Arbeitnehmerüberlassung. Ab 2015 zeichnete sich ein deutlicher Rückgang ab, dieser setzt sich laufend fort. Leiharbeiter arbeiten häufig in Tätigkeiten, die mit einem niedrigen Anforderungsniveau verbunden sind. Personen ohne Berufsabschluss sind hierbei anteilig deutlich häufiger vertreten als bei den Beschäftigten insgesamt. Auch ist der Ausländeranteil in der Zeitarbeit höher. Leiharbeitnehmer/-innen sind in großer Anzahl in den Tätigkeitsfeldern Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit, Metall- und Elektro, Fertigungsberufen und Landwirtschaft/Gartenbau beschäftigt. Diese Tätigkeitsfelder sind am regionalen Arbeitsmarkt stark vertreten. Die Beschäftigung in Zeitarbeit ist in Bezug auf den regionalen Arbeitsmarkt Salzgitter ein wichtiger Faktor. Die großen Arbeitgeber in Salzgitter haben zum Teil Personalabbaupfade entwickelt, die sich zu allererst in der Beschäftigung über Zeitarbeitsunternehmen und bei den Zulieferbetriebe niederschlagen. Damit reagiert der Arbeitsmarkt vor Ort konträr zu den beim Jobcenter Salzgitter gemeldeten erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (72,4 Prozent im SGB II ohne Berufsausbildung). Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote ist in Salzgitter um 12,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken.

Hervorzuheben ist, dass in Salzgitter die Anzahl der Ausländer im Rechtskreis SGBII deutlich angestiegen ist. Der Anteil arbeitsloser Ausländer im SGB II hat sich zum Vorjahresmonat Februar 2016 um 33,6 Prozent erhöht. Auch die Struktur der Bedarfsgemeinschaften (BG) hat sich verändert. So waren im November 2016 im Jobcenter Salzgitter 546 BG`s mit 4 Personen gemeldet, eine Steigerung zum Vorjahr um 21,1 Prozent (absolut 95 BG`s). Bei den BG`s mit 5 und mehr Personen zählt Salzgitter im November 2016 eine Anzahl von 514 BG`s, es erfolgte eine Steigerung zum Vorjahr um 32,8 Prozent (absolut 127 BG`s).

 

Von der bundesweiten Dynamik am Arbeitsmarkt profitieren nicht alle Personen gleichermaßen. Bei der Aufgabe von Stellenangeboten vor Ort, handelt es sich überwiegend um die Nachfrage von Fachkräften. Diese Nachfrage kann aufgrund des unzureichenden Qualifikationsniveaus unserer Kundinnen und Kunden nur schwer bedient werden. Die Kundinnen und Kunden im Rechtskreis II müssen oftmals zunächst gesundheitlich und sozial stabilisiert werden, bevor eine Heranführung an den Arbeitsmarkt über Aktivierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen stattfinden kann.

 

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar, Harald Eitge: “Das Jobcenter Salzgitter arbeitet in einem schwierigen sozialen und arbeitsmarktlichen Umfeld. In der kreisfreien Stadt Salzgitter hat sich seit 2012 eine deutliche Abschwächung der Konjunktur bemerkbar gemacht. Die Entwicklung im Jahr 2016 lässt sich weiterhin mit dem Begriff „Stagnation“ beschreiben. Auch für das kommende Jahr wird sich voraussichtlich keine durchgreifende Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen können, von der insbesondere auch der SGB II-Bereich profitieren könnte.“

 

„Das Jobcenter Salzgitter war im Jahr 2016 finanziell und personell gut ausgestattet, somit konnte eine große Anzahl an Kundinnen und Kunden in Bildungsmaßnahmen einmünden. Besonders wichtig ist uns dabei, die Qualifizierung von Bewerberinnen und Bewerbern ohne abgeschlossene Ausbildung voranzutreiben. Außerdem gilt es, vorhandene Potenziale von Langzeitarbeitslosen und schwerbehinderten Kunden zu fördern. Nach wie vor steht auch die Personengruppe der Alleinerziehenden im Fokus, wo wir die Integrationen im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern konnten“, erläutert Elmar A. Windeler.

 

Das Bundesprogramm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ ist gut angelaufen. 56 Langzeitarbeitslose bekamen eine Chance auf soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt. Ziel ist der Übergang in den ersten Arbeitsmarkt.

 

Positive Rückmeldung gab es auch vom Netzwerk für Aktivierung, Beratung und Chancen (ABC Projekt). Die Kundengruppe mit besonderem Betreuungsbedarf, steht im Mittelpunkt des Prozesses und wird mit einem individuell angepassten Zeitmanagement intensiv betreut. Ziel ist es, durch vernetztes Handeln mit den Akteuren der Region, eine nachhaltige Integration für diesen Personenkreis zu erreichen.

 

Ausblick

 

Für Eingliederungsleistungen stehen dem Jobcenter Salzgitter 2017 rund 8,7 Millionen Euro zur Verfügung. Das Jobcenter Salzgitter hat mit seinen Trägern vereinbart, eine Integrationsquote von 18,5 Prozent zu erreichen. Die Zielvereinbarung für die Zahl der Langzeitleistungsbezieher liegt für das Jahr 2017 mit 5.241 Personen im Jahresdurchschnitt bei +4,0 Prozent.