Ein Jahr Beratung unter einem Dach

Holsteinischer Courier vom 01.04.2017 - Rolf Ziehm

Ausgabejahr 2017
Datum 01.04.2017

Bei der Jungendberufsagentur in der alten Holstenbrauerei bündeln Arbeitsagentur, Jobcenter, Stadt und Schulen ihre Kräfte.

Neumünster Vor einem Jahr eröffnete Bildungsministerin Britta Ernst in der alten Holstenbrauerei Schleswig-Holstein erste Berufsagentur (JBA), Gestern zogen Michaela Bagger, die Leiterin der Agentur für Arbeit, Jobcenter-Vize Rolf Scheil, Schulrat Jan Stargardt, Stadtrat Carsten Hillgruber und Theodor-Litt-Schulleiter Olaf Hirt als Vertreter der drei beruflichen Schulen in Neumünster eine positive Bilanz.

„Mit der Jugendberufsagentur haben wir eine Marke geschaffen, die jungen Leute eine Anlaufstelle bietet für alle Fragen rund um den Übergang von der Schule in den Beruf“, sagte Michaela Bagger. Die Agentur ist mit der Berufsberatung Teil der JBA. Das ist nichts Neues. Auch die anderen Partner machen wie zuvor ihren Job, die Stadt etwa ist mit ihrem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) vertreten. Der Mehrwert ergibt sich durch die enge Zusammenarbeit unter einem Dach.

Auch Rolf Scheil nannte „kurze Wege und warme Übergaben“ als Charakteristika der Jugendberufsagentur. So gehe kein Jugendlicher verloren. „Hier wir ganzheitliche Beratung aus einer Hand angeboten“, sagte Olaf Hirt. Carsten Hillgruber nannte ein Beispiel. So habe sich ein 17-Jähriger an die JBA gewandt, weil er seinen Schulabschluss nachmachen wollte. Es wurde aber klar, dass ihm wegen nicht abgeleisteter Sozialstunden ein Jugendarrest drohte. Beim ASD berichtete der junge Mann dann, dass er sich zu Hause um seine Mutter und seine jüngeren Geschwister kümmern müsse, da der Stiefvater immer wieder gewalttätig werde. Aus der Jugendberufsagentur heraus wurde ein ganzes Bündel an Maßnahmen von der Jugend- und Familienhilfe bis hin zu Notruf für Opfer häuslicher Gewalt eingeleitet. Der Jugendliche wird jetzt vom Jobcenter unterstützt, geht es wieder zur Schule und wird in einer praktischen Maßnahme auch sozialpädagogisch gefördert. „Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, so vernetzt zu sein“, sagte Hillgruber. 881 solche Fälle fachübergreifender Hilfe und Zusammenarbeit gab es. Die einzelnen Beratungsgespräche haben die insgesamt 42 Mitarbeiter in der JBA nicht gezählt. Woran lässt sich ein Erfolg bei der JBA ablesen? Michaela Bagger: „Wir haben weniger arbeitslose Jugendliche unter 25 Jahren, das ist toll.“ 336 sind es aktuell, knapp 7 Prozent weniger als vor einem Jahr. „Schulische Biografien sind manchmal schwierig. Es ist wichtig, frühzeitig gute Lösungen zu finden“, sagte Schulrat Jan Stargardt.