Die Flüchtlinge sind hoch motiviert

Holsteinischer Courier vom 07. Juli 2017 - Rolf Ziehn

Ausgabejahr 2017
Datum 07.07.2017

Jobcenter zog ein halbes Jahr nach der Zuweisung fester Kontingente für Neumünster eine erste Zwischenbilanz

Neumünster Die Integration von Flüchtlingen in die deutsche Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt wird noch ein hartes Stück Arbeit und auch noch andauern. Das Zwischenfazit, das Jobcenter-Chef Thorsten Hippe am Mittwoch im Sozial- und Gesundheitsausschuss zog, ist aber positiv: „Die Motivation der Flüchtlinge ist hoch.“

Seit Jahresbeginn hat auch Neumünster ein Kontingent fest zugewiesener Flüchtlinge. Um Sie kümmert sich das Jobcenter. Gab es 2015 erst 90 Leistungsberechtigte aus den klassischen acht   Herkunftsländern, waren es 2016 bereits 266 theoretisch erwerbsfähige Flüchtlinge, berichten Hippe und Valeska Walter, die im Jobcenter mit ihrer Kollegin Claudia Baldeweg für die Integration zuständig ist.

Anfang Juni 2017 betreute das Jobcenter 385 leistungsberechtigte Flüchtlinge im Erwerbsalter, dazu kommen 145 Kinder. Die wenigsten sind zugewiesen, sondern kamen (wie schon 2016 und 2016) durch Familiennachzug oder Umzug aus anderen Kreisen und Bundesländer.

Erste Priorität bei den Integrationshilfen hat es, Deutsch zu lernen. „Ohne Sprache geht wenig“, sagte Hippe und zeigte die Schwierigkeiten auf: 53 Prozent der Flüchtlinge kommen ohne nennenswerte Deutsch-Kenntnisse, 25 Prozent haben Grund-, 22 Prozent erweiterte Kenntnisse. Immerhin: Mit etwa sechs Wochen sei die Wartezeit auf einen Sprachkurs relativ kurz.

Hippe lobte die Zusammenarbeit mit anderen Trägern. Wie ein roter Faden gelte bei allen die Devise: Kein Abschluss ohne Anschluss. Das Jobcenter arbeite mit einer Dolmetscher-Hotline, Awo und Diakonie stehen zusätzlich mit ihren Ämterlotsen direkt im Jobcenter zur Unterstützung bereit. „Damit kommt es so gut wie nie zu Sprachproblemen“ sagte Hippe.

Bisher konnten 160 Integrationskurse abgeschlossen werden, 180 laufen noch. 24 Qualifizierungen wurden vom Jobcenter angestoßen. Ganze 18 Flüchtlinge fanden seit 2016 den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt. „Wir ernten jetzt nach eineinhalb Jahren die ersten Früchte unserer Arbeit“, sagte Valeska Walter. Sie erwartet steigende Zahlen, aber die Masse werde länger brauchen.

Diakonie-Chef Heinrich Deicke ist Ausschussmitglied und fragte, ob die Integration bei den Zuwanderern aus dem Osteuropa ähnlich greife. Thorsten Hippe nannte auch dazu Zahlen: Das Jobcenter betreut mehr als 600 erwerbsfähige Leistungsempfänger aus den EU-Ländern Bulgarien und Rumänien. Ein Problem: Es gibt für die diese Menschen keinen uneingeschränkten Zugang zu Sprach- und Integrationskursen.