"Wach auf - komm zu Dir und nimm Dein Leben in die Hand"  (Lesezeit ca. 3 Min.)

Ausgabejahr 2018
Datum 23.10.2018

„Ich weiß gar nicht, was ich hier soll. Mich nimmt doch eh keiner!“. Diesen Satz äußern viele Teilnehmer im ersten Gespräch gegenüber den Mitarbeitern des Projektes „Wake up“.
Jungen Menschen, bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres, welche von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht sind, bietet das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd gemeinsam mit der TÜV Rheinland Akademie GmbH in diesem Projekt Unterstützung und Begleitung an.
Gefördert wird es vom Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte Süd, vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.
Unter dem Motto: „Wach auf – komm zu dir“ werden die Teilnehmenden aktiviert, motiviert, stabilisiert, qualifiziert und integriert. Das beginnt beim Training der eigenen Kompetenzen und Möglichkeiten und führt hin bis zum Bewerbungscoaching. Selbst die Begleitung zu Unternehmen und Behörden oder Ämtern wird im Bedarfsfall angeboten.

Das Problem:
Viele jugendliche Arbeitslosengeld II-Empfänger sind zwischenzeitlich jahrelang nicht mehr am gesellschaftlichen und beruflichen Leben beteiligt. Die Aufnahme einer Ausbildung bzw. einer Beschäftigung kommt einem Hürdenlauf gleich, den sie allein nicht bewältigen können. Sie sind es nicht mehr gewohnt, längere Zeit aktiv und konzentriert einer Aufgabe oder einer Beschäftigung nachzugehen.

Der Weg:
Diese Tatsachen werden im Projekt „Wake up“ berücksichtigt. „Unser Konzept ist ganz individuell ausgerichtet. Gemeinsam wird ein auf den Teilnehmenden zugeschnittenes Konzept entwickelt, das an die persönlichen Voraussetzungen anknüpft und sich am erstellten Berufs- und Integrationsplan orientiert“ sagt Frau Stüwe, die Trainingscenterleiterin der TÜV Rheinland Akademie Neubrandenburg.
In 6 bis maximal 12 Monaten der Teilnahme wird bei Einstieg ins Projekt die Maßnahme so abgestimmt, dass sie den Möglichkeiten der Jugendlichen entspricht. Die tägliche Stundenzahl wird sukzessive gesteigert und damit die Leistungsfähigkeit der Teilnehmenden ausgebaut.
Betriebliche Praktika schaffen die nötige Verbindung zu möglichen Arbeitgebern und die Erprobung erfolgt so in realen Betrieben.
Bei all dem bleiben Rückschläge und Probleme naturgemäß nicht aus. Hier beginnt das Handlungsfeld der Sozialpädagogin und Jobcoaches. Durch ihre ständige Präsenz, besteht immer die Möglichkeit ganz individuell auf Unwägbarkeiten einzugehen, sie zu reflektieren und Auswege zu suchen. Dieses Angebot erhalten die Teilnehmenden sogar noch bis zu 3 Monaten nach einer erfolgreichen Arbeitsaufnahme.

Ein Beispiel:

Steven Hageböck Foto: Jobcenter

Steven Hageböck, 22 Jahre jung, hatte beim Einstieg ins Projekt „Wake up“ einen festen Berufswunsch. Er wollte an der Beruflichen Schule Neubrandenburg den Beruf desSozialassistenten erlernen. Mit der Zeit lernten die Sozialpädagogin und der Jobcoach des Projektes Steven näher kennen.
Gemeinsam arbeiteten sie mit ihm an seinen Kommunikationsfähigkeiten und an seiner Selbstwirksamkeit. In großen Gruppen fühlte sich Steven eher unwohl. Er ist eher introvertiert. So wurde zwar eine Bewerbung für seinen Berufswunsch erstellt – parallel arbeitete man gemeinsam aber auch an Alternativen, die seinem Naturell näherkamen und nicht so hohe Anforderungen an seine Kommunikationsfähigkeiten stellten.

Da Steven selbst keine weiteren Vorschläge hatte, wurden mit ihm, seinen Fähigkeiten und Neigungen entsprechend, mögliche Berufsbilder erarbeitet. So wurde ihm neben Berufen aus dem Bürobereich auch der Beruf eines Vermessungstechnikers vorgestellt.

Er hatte noch nie etwas von diesem Beruf bzw. Berufszweig gehört. Durch gemeinsames Recherchieren, dem Einholen von Informationen über verschiedenste Medien zu diesem Beruf konnte bei Steven das Interesse für das Berufsbild des Vermessungstechnikers geweckt werden. Er konnte dafür gewonnen werden, eine betriebliche Erprobung in diesem Bereich aufzunehmen. Es wurde Kontakt zum Vermessungsbüro Hoffmann in Neubrandenburg aufgenommen und ein Vorstellungstermin vereinbart. Im Rahmen des Bewerbungscoachings wurde Steven auf das Gespräch vorbereitet. Das Angebot der Begleitung durch den Jobcoach zum Vorstellungsgespräch nahm er gern an.
Im Rahmen dieses Gespräches wurden vom Arbeitgeber spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten angesprochen, die ein Vermessungstechniker beherrschen sollte – technisches Zeichnen und Mathematik gehören zwingend dazu. Da Steven in diesen Bereichen lange nicht mehr gefordert worden ist, wurde vereinbart, ihn im Rahmen des Projektes „Wake up“ für das Praktikum fit zu machen.

Steven Hageböck Foto: Jobcenter

Heute ist er bereits im 2. Ausbildungsjahr und sagt selbst: „Mir konnte gar nichts Besseres passieren. Es macht richtig Spaß – ich glaube, es ist die Mischung aus Arbeit im Freien und der Möglichkeit, dass, was wir draußen messen im Büro nochmal mit der Technik nachzuvollziehen und umzusetzen.“

„Wake up“ läuft am 31.10.2018 ein Jahr. Seit dem 1.11.2017 haben 43 junge Menschen am Projekt teilgenommen. 24 von Ihnen konnten eine Arbeit, Ausbildung oder eine Berufsvorbereitung aufnehmen. Aber hier zählen nicht nur die Arbeits- oder Ausbildungsaufnahmen, sondern auch die vielen kleinen Schritte auf dem Weg machen das Projekt so wertvoll, so dass geplant ist, es – nach einer kurzen Pause – ab Januar 2019 weiterzuführen.