Seit 20 Jahren endlich wieder feste Arbeit (Lesezeit: 3:00)

Ausgabejahr 2022
Datum 29.06.2022

Nein – es ist kein Scherz - Ines T. ist seit 01. März 2022 nach über 20 Jahren wieder in Arbeit!

Möglich macht das eine Förderung des Jobcenters Mecklenburgische Seenplatte-Süd zur Teilhabe am Arbeitsmarkt für besonders langzeitarbeitslose Per-sonen (§16i SGB II).

Seit März 2022 ist Ines T. im Restaurant "per see" in Feldberg als Küchenhilfe beschäftigt.

Gemüse schneiden Quelle: Pixabay

Aber warum ist Ines T. überhaupt so lange arbeitslos?

Dabei hat sie zu DDR-Zeiten eine Berufsausbildung als Technikerin Elektrotechnik bei der Post absolviert, nach der Wende aber nie wirklich Fuß auf dem Arbeitsmarkt fassen können. Bereits im September 1990 musste sie sich arbeitslos melden. Auf dem ersten Arbeitsmarkt fand sie nur kurze, befristete Beschäftigungen im Helferbereich und Nebenjobs. Das Jobcenter förderte sie in Arbeitsgelegenheiten und im Rahmen der Bürgerarbeit – alles nur Beschäftigungen auf Zeit und über den 2. Arbeitsmarkt.

Zwischenzeitlich zog Ines T. in den Speckgürtel von Berlin. Seit 2001 pflegte Ines T. zudem den erkrankten Ehemann und gemeinsam entschieden sie sich, im Oktober 2016 wieder zurück nach Mecklenburg-Vorpommern zu ziehen. Seitdem wurde sie im Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd betreut.

Ihr Mann, den sie lange Jahre aufopferungsvoll gepflegt hat, starb im Frühjahr 2017. Mit dem Verlust des Ehemannes fiel Ines T. in eine tiefe Lebenskrise und war mit vielen scheinbar alltäglichen Dingen überfordert.

Beim Jobcenter fand sie Hilfe im beschäftigungsorientierten Fallmanagement. Ihre Fallmanagerin half bei der Beantragung der Witwenrente und war behilflich bei der Klärung von Wohnungsproblemen mit der Wohnungsgesellschaft. Die Konten mussten nach dem Todesfall umgestellt werden und um finanzielle Probleme zu lösen, wurde die Schuldnerberatung der Caritas eingeschaltet. Auch bei psychischen Problemen stand die Fallmanagerin beratend zur Seite und knüpfte Kontakte zu externen Beratungsstellen.

Nachdem all das geklärt bzw. in gute Bahnen gebracht war, wurde gemeinsam besprochen, welche Schritte zur weiteren Stabilisierung und Heranführung an den Arbeitsmarkt erforderlich waren. Zu lange hatte Ines T. nicht mehr gearbeitet und zu groß waren die Probleme der jüngeren Vergangenheit. Sie nahm von Februar bis Mai 2019 an der Maßnahme "FiT – Förderung von individuellen Tätigkeiten" beim Bildungszentrum Nordost in Neustrelitz teil. Die Teilnahme am Kurs tat ihr gut. Allerdings waren ihre eigenintiativen Bewerbungen und die Vermittlungsvorschläge des Jobcenters noch nicht von Erfolg gekrönt.

Inzwischen schrieben wir das Jahr 2020, und das Coronavirus überlagerte alles. So halfen auch in dieser Zeit alle Bewerbungen nichts. Die Betriebe mussten Ihr Personal in Kurzarbeit schicken oder sich sogar von langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen. An eine Einstellung war nicht zu denken.

So blieb Ines T. weiter arbeitslos.

Pandemiebedingt waren auch seitens des Jobcenters über längeren Zeitraum keine Aktivierungen in der Arbeitsvermittlung möglich.

Die geplante Teilnahme in einem weiteren Kurs zur Heranführung an den Arbeitsmarkt mit psychologischer u. sozialpädagogischer Begleitung konnte auch aus Pandemiegründen erst ab November 2021 realisiert werden.

In diesem Lehrgang konnte sich Ines T. in verschiedenen Bereichen ausprobieren. Sie war schnell gut integriert, und ihre anfänglichen Ängste waren schnell abgebaut. Sie verfolgte während der Teilnahme am Kurs sehr geradlinig ihr Ziel, eine Arbeitsaufnahme zu erreichen. Durch ihre Offenheit und Flexibilität war sie recht breit aufgestellt und konnte sich unterschiedliche Beschäftigungen vorstellen.

Ab Januar 2022 war es ihr möglich, an zwei Tagen pro Woche ein Praktikum in der Gastronomie als Helferin in der Küche zu beginnen. Corona bedingt hatte das Restaurant nur an den Wochenenden geöffnet, sodass das Praktikum jeweils freitags u. samstags durchgeführt wurde, wozu Ines T. - sehr motiviert - gern bereit war. Die Einschätzung durch den Praktikumsbetrieb fiel nicht zuletzt auch deshalb positiv aus.

Im Gespräch mit dem Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd erklärte sich der Praktikumsbetrieb, das Restaurant "per see" in Feldberg bereit, Ines T. zum 01. März 2022 in ein über § 16i SGB II gefördertes Arbeitsverhältnis übernommen werden konnte.

So konnte Ines T. - inzwischen 56 Jahre alt - im geschützten Rahmen wieder eine Beschäftigung aufnehmen.

Ines T. ist sehr froh, dass es eine Fördermöglichkeit gibt, die es Menschen mit vielfältigen Vermittlungs-hemmnissen wie den ihren ermöglicht, auch nach jahrelanger Arbeitslosigkeit und in fortgeschrittenem Alter auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Ihrem jetzigen Arbeitgeber ist sie für die ihr gegebene Chance sehr dankbar.