Mit Hilfe des Teilhabechancengesetzes nach 27 Jahren wieder in Arbeit (Lesezeit ca. 4:00 Min.)



Ausgabejahr 2019
Datum 25.07.2019

55 Jahre und ein unscheinbarer Mann – das ist Detlef Pultorak aus Neubrandenburg.
1979 beendete er die Förderschule und erlernte den Beruf des Tischlers beim VEB Holzbau (heute weka Holzbau).

Bis 1992 war er in dem Unternehmen beschäftigt - dann traf ihn die Arbeitslosigkeit.

Die Arbeit und der Umgang mit Holz macht ihm immer noch Spaß, auch wenn er sich seit dieser Zeit nicht mehr beruflich mit diesem Werkstoff befassen konnte. Herr Pultorak ist einer von vielen Menschen, deren Arbeitslosigkeit lediglich durch einige Fortbildungen und zahlreiche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen bzw. Arbeitsgelegenheiten unterbrochen worden ist. In diesen Maßnahmen entwickelte er sich positiv und hatte wieder für einige Zeit Kontakt mit dem vertrauten Naturwerkstoff, den er früher beruflich bearbeitet hat.

Allerdings ist mit den Jahren der Arbeitslosigkeit – aber wen wundert das - auch ein gutes Stück Selbstbewusstsein abhandengekommen.

Nur kurzzeitig war Herr Pultorak seit dem Eintritt in die Arbeitslosigkeit im Rahmen von Nebenverdiensten beruflich tätig. Der fehlende Führerschein und die Tatsache, dass er über keine EDV-Kenntnisse verfügt, waren oft genug die Absagegründe der Arbeitgeber, bei denen er sich bewarb.

Dabei ist Detlef Pultorak handwerklich geschickt, er arbeitet exakt nach Maß und übernimmt gerne Aufgaben. Er ist ruhig und sachlich, hilfsbereit und hat ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen.

Alles in allem eine Menge an Eigenschaften, die ein Arbeitgeber grundsätzlich zu schätzen weiß und trotzdem ist es dem Jobcenter MSE-Süd nicht gelungen, gemeinsam einen Arbeitsplatz für Herrn Pultorak zu finden.

Im März dieses Jahres mündete Herr Pultorak erneut in eine Arbeitsgelegenheit ein. Diesmal mit dem Ziel eine Arbeitsaufnahme über § 16i SGB II – dem neuen Instrument aus dem Teilhabechancengesetz der Bundesregierung – vorzubereiten.

Firmenlogo Picobello Foto: Jobcenter

Zwar stellten sich dabei einige Defizite heraus, was bei der langen Dauer der Arbeitslosigkeit jedoch kein Wunder war. Herr Pultorak konnte den Arbeitgeber aber durch seine Genauigkeit und Zuverlässigkeit überzeugen, so dass sich die Firma „AUTO-WASCH-PARK Picobello“ bereiterklärte, Herrn Pultorak einen durch das Jobcenter MSE-Süd geförderten Arbeitsplatz anzubieten.

Detlef Pultorak Foto: Jobcenter

Seit 27. Mai 2019 ist Detlef Pultorak wieder in Arbeit - nach 27 Jahren. Er arbeitet seit diesem Tag in vollzeit als Helfer in der Autopflege bzw. Autowäsche bei der Firma "AUTO-WASCH-PARK Picobello".

Ein solch langer Zeitraum der Arbeitslosigkeit ist schier unvorstellbar, ist aber Realität und zeigt auch, wie wichtig die neugeschaffenen Möglichkeiten des Teilhabechancengesetzes für viele Menschen sein können.

Eins darf dabei jedoch nicht unerwähnt bleiben - ohne Arbeitgeber, wie die Firma „AUTO-WASCH-PARK Picobello“, die Langzeitarbeitslosen eine Chance geben, sind solche Förderungen nicht möglich.