Mit Hilfe Dritter die persönliche und berufliche Situation wieder neu geregelt. (Lesezeit ca. 4:30 Min.)



Ausgabejahr 2020
Datum 01.10.2020

Frau Bauer-Nuha, aktuell 45 Jahre alt und alleinerziehende Mutter eines 15-jährigen Sohnes, ist seit dem 1. August 2020 bei der Caritas in der Burg Stargarder Sozialstation als Hauswirtschafterin tätig.

Bis zu diesem Neubeginn hat sie einige Höhen, aber auch Tiefen durchlebt.

Nach Ihrem Schulabschluss 1994 hat sie eine 3- jährige Ausbildung als Groß- und Einzelhandelskauffrau absolviert. Sie lernte ihren Partner kennen, verließ ihre Heimat Mecklenburg- Vorpommern und zog zu ihm nach Nordrhein-Westfalen. Über 10 Jahre hat sie in Düsseldorf in ihrem erlernten Beruf gearbeitet, bevor sie im Jahr 2005 nach der Trennung und vor der Geburt ihres Sohnes wieder in die Mecklenburgische Seenplatte zurückzog.

Um eine Wohnung hatte sie sich noch von Düsseldorf aus gekümmert. Nach einigen Wochen in der neuen, alten Heimat erblickte ein gesunder Junge das Licht der Welt. Nun wieder auf sich allein gestellt, galt es, vieles neu zu regeln und die alltäglichen Probleme als alleinerziehende Mutter zu organisieren. Die schwierige Situation am Arbeitsmarkt zu dieser Zeit kam erschwerend hinzu.

Frau Bauer-Nuha erprobte sich in verschiedenen Berufsfeldern, fand jedoch keine für sie passende Berufung.

Die Trennung vom Partner, die Belastung als junge Mutter und Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und beruflicher Tätigkeit brachten sie an den Rand ihrer Belastungsgrenze. Sie erlitt einen Burnout und begab sich im ärztliche und therapeutische Behandlung.

Ihre gesundheitlichen Probleme zwangen Frau Bauer-Nuha, ihre beruflichen und privaten Ziele neu zu strukturieren. Ihre bisher starke Persönlichkeit wurde durch massive Selbstzweifel und Ängste beeinflusst. Sie fiel in eine tiefe Lebenskrise und fand nicht allein den Weg wieder heraus, sondern war auf professionelle Hilfe angewiesen.

Parallel zu Therapie und Tagesklinik suchte Frau Bauer-Nuha Unterstützung durch eine Sozialarbeiterin vom Steg, einer gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in Neubrandenburg. Sie erkannte nicht nur ihr Potential zur Kreativität, sondern auch den Wunsch zur aktiven Arbeit mit älteren Menschen. Ihr offenes sympathisches Wesen und die soziale "Ader" im Umgang mit Menschen haben diesen Wunsch noch befördert.

Auch die engmaschige Begleitung und Betreuung im Bereich des Fallmanagements im Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd seit 2018 halfen ihr dabei, dauerhafte Stabilität in der gesamten Lebenssituation zurückzugewinnen.

Anfang Juni 2020, während der Corona Situation, ist im Zuge der telefonischen Beratungen mit Ihrer Fallmanagerin, Frau Mellin die Idee der Teilnahme an einer Maßnahme zum Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt gereift. Sie wählte das Unternehmen Right-Steps Unternehmens- und Karriereberatung in Neubrandenburg als regional agierenden Partner aus.

Ziel dieser Maßnahme "Job Start Complete 2.0" ist die Durchführung eines individuellen Einzelcoachings, um einen langfristigen und nachhaltigen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu realisieren. Inhalt sind hierbei verschiedene Bausteine, die sowohl aufeinander aufbauen, als auch parallel ineinandergreifen.

Die Teilnehmer der Maßnahme werden dabei durch qualifizierte Coaches und Sozialpädagogen über einen Zeitraum von 15 Wochen begleitet, betreut und unterstützt.

Während der Teilnahme am Kurs beantwortet man Fragen der Persönlichkeitsentwicklung mit einer Einschätzung der individuellen Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmalen. Im weiteren Verlauf werden Methoden und Strategien zur Bewältigung persönlicher Handicaps trainiert, die sich zum Beispiel aus Langzeitarbeitslosigkeit, fehlenden Bildungs- und Ausbildungsabschlüssen oder familiären Problemen ergeben.

In der Phase der beruflichen Orientierung werden unter Betrachtung der persönlichen Aspekte und Erfahrungen neue Perspektiven mit den Teilnehmenden erarbeitet, um neue Beschäftigungsfelder zu erschließen.

Alles zielt auf eine Erprobung und Testung der eigenen Kompetenzen im Rahmen von betrieblichen Praktika im jeweils gewünschten Berufsfeld ab. Mögliche Defizite, die währenddessen auftreten, können zeitnah erkannt und ausgeglichen werden. Während dieser Praktika arbeiten Bildungsträger, Praktikumsbetrieb und Praktikantin bzw. Praktikant eng zusammen, um möglichst das Ziel einer Arbeitsaufnahme zu realisieren.

Faktoren wie Zeitdruck und Stress spielten bisher im Leben von Frau Bauer-Nuha eine große Rolle und schränkten sie in der Vergangenheit enorm ein. So war es unabdingbar, dass insbesondere Gefühle wie Stress, Angst und Emotionen im Verlauf der Teilnahme intensiv und regelmäßig immer wieder besprochen und aufgearbeitet wurden.

So war es ihr möglich, Verbindungen zu entdecken und erste Lösungsansätze für sich erfolgreich umzusetzen. Auch die Möglichkeit eines Perspektivwechsels führte sie zu der Erkenntnis, dass viele Ängste aus bereits abgeschlossenen Angelegenheiten bestehen und sie an ihrer weiteren Entwicklung hindern.

Durch die Teilnahme an der Maßnahme festigte sich das Selbstbewusstsein und klärten sich berufliche Möglichkeiten für Frau Bauer-Nuha. Der Wunsch nach einer Tätigkeit im sozialen Bereich kristallisierte sich immer mehr heraus. Erste Versuche, in der Branche der Alltagsbegleitung Fuß zu fassen, scheiterten aufgrund der Corona-Maßnahmen.

Nach intensiven Gesprächen favorisierte sie abschließend eine Tätigkeit in der Hauswirtschaft mit Bezug zur Seniorenarbeit. Sie bewarb sich motiviert und engagiert in dieser Branche und bekam 2 Möglichkeiten der praktischen Erprobung. Ihr erstes Praktikum absolvierte sie in Vollzeit. Sie merkte aber bald, das sie noch nicht soweit gefestigt und der Belastung noch nicht gewachsen war. Der 2. praktische Test fand bei der Caritas in Teilzeit statt. Damit kam Frau Bauer-Nuha deutlich besser zurecht und entschied sich für eine Bewerbung als Hauswirtschafterin bei der Caritas.

Diese Bewerbung war erfolgreich, sie konnte die Teilnahme am Kurs bei Right Steps vorzeitig beenden und am 1. August 2020 ihre neue Tätigkeit als Hauswirtschafterin bei der Caritas mit 20 Stunden pro Woche antreten.

Frau Bauer-Nuha im Dienstwagen sitzend Foto: Jobcenter

In der Burg Stargarder Sozialstation betreut sie nun die Seniorinnen und Senioren in der eigenen Häuslichkeit.

Das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd unterstützt Frau Bauer-Nuha auch weiter finanziell und gewährt ihr ein Einstiegsgeld. Dieses Einstiegsgeld soll Motivation und Anreiz sein, entstehende Belastungen in der Anfangszeit zu mildern und den Durchhaltewillen zu fördern.

Parallel, um Sicherheit zu geben und die bisher erreichten positiven Fortschritte zu festigen, erfolgt eine Nachbetreuung seitens des Jobcenters in Zusammenarbeit mit dem Träger Right Steps.

Frau Bauer-Nuha sagt selbst über den Kurs bei Right Steps, dass sie total positiv überrascht war und den absolut richtigen Coach für sich gefunden hatte.

Mit der Arbeitsaufnahme kann nun auch die Arbeit des Fallmanagements erfolgreich beendet werden, und Frau Bauer-Nuha wird in den nächsten Monaten weiter über die bewerberorientierte Vermittlung des Jobcenters Mecklenburgische Seenplatte-Süd betreut.

Bei ihrem Arbeitgeber – der Caritas – hat sie die Chance, ihre tägliche Arbeitszeit sukzessive zu erhöhen, so dass weiter regelmäßig Schritt für Schritt in Zusammenarbeit mit der Integrationsfachkraft des Jobcenters an einer Beendigung der Hilfebedürftigkeit gearbeitet wird.

Frau Bauer-Nuha mit der Leiterin der Burg Stargarder Caritas-Sozialstation (Frau Rosenstädt) Foto: Jobcenter

Frau Bauer-Nuha hat Ihren Wunsch nach Eigenständigkeit mit Hilfe Dritter „Hand in Hand“ umgesetzt. Ihre persönliche und berufliche Situation hat sich wieder soweit stabilisiert, dass sie in der Lage ist, bei entstehenden Problematiken eigenständig Lösungen zu finden.

Es ist davon auszugehen, dass sie die Hilfebedürftigkeit in naher Zukunft endgültig beenden kann und dann auch finanziell wieder auf eigenen Füßen steht.