Mit 49 Jahren wieder zurück im Leben (Lesezeit ca. 2:30 Min.)



Ausgabejahr 2021
Datum 09.06.2021

Peter Roth (Name geändert) ist 49 Jahre alt und war noch vor 8 Monaten langzeitarbeitslos.

Nach der Schule begann er eine Ausbildung zum Feinmechaniker, erwarb aber nicht den Berufsabschluss. In der Folge war er bei verschiedenen Arbeitgebern lediglich als Helfer beschäftigt.

Nach der Wende versuchte er einen 2. Anlauf, aber auch die Ausbildung als Fachpraktiker für Maler/ Lackierer brachte er nicht bis zum Abschluss. Peter wurde arbeitslos. Er war in der Folge in mehreren Arbeitsgelegenheiten des Jobcenters beschäftigt, hatte Nebenjobs, aber eine Integration in den Arbeitsmarkt gelang nicht – der Arbeitsmarkt blieb für Peter verschlossen.

Aus Perspektivlosigkeit und Langeweile traf sich Peter Roth häufig mit seinen Kumpels und trank Alkohol – immer mehr, immer mehr…

Er wurde alkoholkrank und seine damalige Lebenserwartung wurde nur noch als gering eingeschätzt.

Alkohol Quelle: Foto: Pixabay

Wie so häufig kamen zu den Alkoholproblemen noch zusätzliche Probleme im privaten Bereich. Seine Freundin trennte sich von ihm und sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends.

Zu dieser Zeit – schon in Betreuung des Jobcenters Mecklenburgische Seenplatte-Süd – waren die Arbeitsgelegenheiten sein einziger Anker. Das Suchtproblem nahm immer mehr Raum in seinem Leben ein.

Seine Eltern drängten Peter, sich seiner Sucht zu stellen und drohten sogar mit Abbruch des Kontaktes zu ihm, bis Peter schließlich im Herbst 2015 eine Therapie begann und sich in eine Suchtklinik begab, an die sich eine ambulante Nachbetreuung anschloss.

Die Angebote des Jobcenters ermöglichten es ihm in dieser Zeit, etwas Geld anzusparen und so im Jahr 2017 seinen Führerschein zu machen. Es war ihm in dieser Zeit sehr wichtig, für seine Eltern da zu sein, denen er während seiner Sucht große Sorgen bereitet hat. Er wollte ihnen etwas zurückgeben, da sie in der schwierigen Zeit immer für ihn da waren.

Er leistete gemeinnützige Arbeit und hatte Nebenjobs als Kraft- und Botenfahrer, bis er vom Jobcenter 2020 die Möglichkeit der Teilnahme an einer mehrmonatigen Weiterbildung beim Bildungszentrum Nordost erhielt.

Das Projekt hieß "MiA – Menschen in Arbeit", und es ging in erster Linie darum, Menschen wie Peter, die sich auf Grund langer Arbeits- und Beschäftigungslosigkeit vom 1. Arbeitsmarkt entfernt hatten, wieder für reguläre Beschäftigungen vorzubereiten.

Im Rahmen dieser Teilnahme fand Peter einen Praktikumsbetrieb. Er konnte den Arbeitgeber TechInPro GmbH im Verbund mit der BBA Müller GmbH in Mirow für ein mehrwöchiges Praktikum gewinnen.

In Kooperation mit dem Bildungszentrum Nordost, dem Träger der Maßnahme, und engem Kontakt zum Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd wurde dem Arbeitgeber nach dem absolvierten Praktikum eine Fördermöglichkeit über das Teilhabechancengesetz angeboten. Mit Hilfe dieses Gesetzes werden neue Chancen für Langzeitarbeitslose zur Teilhabe auf dem allgemeinen und sozialen Arbeitsmarkt geschaffen.

Der Arbeitgeber - BBA Müller GmbH - signalisierte daraufhin ernsthafte Einstellungsabsichten und schloss mit Peter Roth zum 15. September 2020 einen Arbeitsvertrag. Zwar ist Peter noch immer ohne Berufsabschluss, aber er wird auf seiner neuen Stelle vielseitig eingesetzt – egal, ob es um die Bearbeitung von Metall oder Holz geht, ob Rasenflächen gemäht werden müssen oder aktuell eine Halle ausgebaut wird. Peter Roth bezeichnet sich selbst als "Allrounder".

In den ersten 6 Monaten seiner Tätigkeit erfolgte einmal im Monat noch ein intensives begleitendes Coaching durch das Jobcenter. Zwischenzeitlich hat sich Peter aber gut in das Team eingefügt, wird als Mitarbeiter geschätzt und fühlt sich wieder gebraucht.

Und – Peter Roth erklärt mit Stolz, dass er es geschafft hat, nun schon 6,5 Jahre abstinent zu bleiben und seinen Eltern einen Teil dessen zurückgeben zu können, was sie in den schweren Zeiten für ihn geleistet haben. Er ist froh mit Hilfe des Teilhabechancengesetzes wieder eine Perspektive auf dem 1. Arbeitsmarkt gefunden zu haben und freut sich jeden Tag aufs Neue auf seine Arbeit.