Fallmanager im Jobcenter schaffen die Voraussetzung für erfolgreiche Integrationsarbeit (Lesezeit ca. 3:00 Min.)



Ausgabejahr 2020
Datum 08.12.2020

. Foto: Pixabay

Ihr Name ist Bettina Schuster (Name geändert). Im Alter von 36 Jahren kam sie mittellos und ohne festen Wohnsitz, aber mit großen Plänen aus Berlin nach Neubrandenburg. In dieser Stadt wollte sie sich ein neues Leben aufbauen.

Ohne Berufsabschluss und bereits in Berlin lange arbeitslos, führte sie ihr Weg zunächst auch in der neuen Stadt zum Jobcenter. Es galt, Leistungen zum Lebensunterhalt zu beantragen, eine neue Wohnung zu finden, diese einzurichten und natürlich eine neue berufliche Alternative zu suchen.

Persönliche Probleme schienen fast unlösbar und so übernahm zunächst Anja Lehmann, Fallmanagerin im Jobcenter MSE-Süd, die Betreuung von Frau Schuster. Gemeinsam mit Betreuern vom hiesigen Arbeitersamariterbund wurde sie sehr engmaschig betreut.

Im Mai 2016 bezog sie eine eigene Wohnung in Neubrandenburg, aber es fehlte an allem. So half das Jobcenter bei der Erstausstattung. Einige der Möbel konnte Frau Schuster von der Möbelbörse übernehmen, die genau für solche problematischen Fälle ihre Unterstützung anbietet. Ein entscheidender erster Schritt war getan.

Jetzt galt es, den beruflichen Neustart anzugehen. Frau Schuster hat die Fachoberschule besucht, allerdings den Abschluss nicht erreicht. Danach absolvierte sie mehrere Praktika und Volontariate in Werbeagenturen und Verlagen. Einen Berufsabschluss erlangte sie aber auch hier nicht. Ihre Jobs dauerten nie länger als 2 oder 3 Monate.

Verschiedene Maßnahmen des Jobcenters brach sie ab, "Altlasten" aus dem früheren Leben holten sie immer wieder ein. Dabei ist Frau Schuster eine freundliche, ehrliche und aufgeschlossene junge Frau.
Sie hielt in dieser Phase stets den engen Kontakt zu ihrer Fallmanagerin und Frau Lehmann sagt selbst, dass es auch sehr wichtig war, denn häufig war schnelles Reagieren und Handeln erforderlich.

Im Jahr 2017 wurde Frau Schuster schwanger und brachte im Herbst eine gesunde Tochter zur Welt. Sie schmiedete Pläne, wollte vom Amt weg, auf eigenen Füßen stehen und ihrer Tochter etwas bieten. Die Geburt der Tochter brachte neben vielen Turbulenzen auch eine gewisse und für die weitere Zukunft notwendige Stabilität mit sich. Frau Schuster war motiviert und es wuchs in ihr der Wunsch, in der Altenpflege Fuß zu fassen.

Die Arbeit der Fallmanagerin war an dieser Stelle beendet und Frau Schuster konnte in die Arbeitsvermittlung übergeben werden.
Hier wurde der Berufswunsch aufgegriffen und Frau Schuster erhielt die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Maßnahme mit dem Berufsfeld auch praktisch vertraut zu machen. Sie entschied sich für einen Beruf in der Altenpflege – für das neue Berufsfeld der Pflegefachfrau.

Das Jobcenter begleitete sie weiter, denn die gewünschte Ausbildung zur Pflegefachfrau macht aus arbeitsmarktlicher Sicht durchaus Sinn. Pflegekräfte werden allerorten gesucht und so arbeiteten alle Beteiligten weiter intensiv daran, den Berufswunsch von Frau Schuster Wirklichkeit werden zu lassen.

Über den gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Agentur und Jobcenter konnte ein Kontakt zum DRK Neubrandenburg hergestellt werden. Zwar hatte das DRK seine Ausbildungsplätze bereits ausgeschöpft, aber der Arbeitgeber erklärte sich bereit, seine Plätze aufzustocken. Dieser zusätzliche Ausbildungsplatz wird durch einen Ausgleichsfonds auf Landesebene finanziert und das DRK zahlt zusätzlich eine angemessene Ausbildungsvergütung.

Am 1. September 2020 war es dann soweit. Frau Schuster begann den nächsten und für sie so wichtigen Lebensabschnitt. Sie startete an diesem Tag ihre 3-jährige Ausbildung zur Pflegefachfrau beim DRK in Neubrandenburg. Nach den ersten 3 Monaten sagt sie: "Ja, das macht Spaß und ist der richtige Weg für mich".

Ihr altes Leben hat sie endgültig hinter sich gelassen. Wir wünschen ihr für die kommenden Jahre viel Erfolg in der Ausbildung und der späteren beruflichen Tätigkeit für pflegebedürftige ältere Menschen in unserer Region.