Ein guter Anfang ist gemacht... (Lesezeit ca. 2:30 Min.)

Ausgabejahr 2019
Datum 02.05.2019

Integrationsmaßnahme des Jobcenters sind nicht immer bei jedermann beliebt. Häufig geht es dabei um die Stabilisierung der persönlichen Situation, um Eignungsfeststellungen für bestimmte Tätigkeiten, die Klärung der Rahmenbedingungen oder um eine Arbeitserprobung. Das kling sehr allgemein und oft fragen die potentiellen Teilnehmenden ihre Integrationsfachkraft im Jobcenter „Was nützt mir das, das ist doch keine Arbeit“. Richtig - das ist noch keine Arbeit, aber ein wichtiger erster Schritt in die Richtung einer Arbeitsaufnahme, wenn etwas verändert werden soll.

Uta Pölike hat es probiert.

Sie ist 33 Jahre alt. Im Jahr 2002 erwarb sie ihren Schulabschluss und absolvierte anschließend erfolgreich eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegehelferin. In den Jahren 2006 bis 2008 arbeitete sie dann auch im Pflegebereich. Sie hatte sich die Grundlagen für eine lange berufliche Tätigkeit geschaffen – so dachte sie damals. Ihre Gesundheit machte ihr dabei jedoch einen Strich durch ihre Lebensplanung. Die von ihr geliebte Tätigkeit in der Pflege konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben.

Es folgten lange Jahre der Arbeitslosigkeit. Frau Pölike nahm an verschiedenen Integrationsmaßnahmen des Jobcenters MSE-Süd teil, absolvierte Probetage bei Arbeitgebern, einen Arbeitsversuch in einem Callcenter, war in verschiedenen Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung - den sogenannten 1 € Jobs – tätig und durchlief eine Weiterbildung.

2008 brachte sie eine gesunde Tochter zur Welt. Sie war glücklich, aber beruflich wurde es dadurch für sie nicht leichter.

Frau Pölike gelang es, sich trotz gesundheitlicher Einschränkungen, beruflicher Niederlagen und den damit verbundenen finanziellen Einschränkungen auf ihre persönlichen und beruflichen Ziele zu konzentrieren.

Im Juli 2018 stieg sie in Absprache mit ihrer Integrationsfachkraft in das Projekt „Plan B“ bei der TÜV Rheinland Akademie in Neubrandenburg ein. Den individuellen Handlungsspielraum innerhalb dieser Fördermaßnahme erkannte sie schnell und nutzte ihn aktiv für sich.

Handlungsspielraum bedeutete hier konkret nicht nur die individuelle Ausgestaltung des Teilnahmezeitraums und der wöchentlichen Arbeitszeit. Frau Pölike bekam die Chance der praktischen Erprobungen in unterschiedlichen Berufsfeldern in den Übungswerkstätten der TÜV Rheinland Akademie. Sie erhielt individuelle sozialpädagogische Begleitung, nahm psychologische Beratungsangebote, das Jobcoaching und Unterstützungen bei den Bewerbungsbemühungen gerne an. Ihre persönlichen Stärken, wie Kreativität, gute Umgangsformen, Zuverlässigkeit setzte sie während der Teilnahme sinnvoll ein.

Für Frau Pölike war die Teilnahme an „Plan B“ genau das Richtige in ihrer Situation. Sie erprobte sich in den Bereichen Hauswirtschaft, Holzarbeit und absolvierte ein betriebliches Praktikum in einem Blumenmarkt. Dabei ging es nicht nur um die Tätigkeit an sich, sondern auch um Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer – ein Problem für viele Menschen, die über einen langen Zeitraum arbeitslos sind. Sie erstellte Bewerbungsunterlagen und bewarb sich aktiv.

Frau Gombert von der TÜV Rheinland Akademie sagt: „Frau Pölike war eine Teilnehmerin, die durch eigene Ideen den Maßnahmeverlauf positiv beeinflusst hat und dadurch Anerkennung im Team erfuhr“. So hat sie eine Integrationsmaßnahme des Jobcenters zu ihrer Maßnahme gemacht.

Im Ergebnis konnte sie schon während Ihrer Teilnahme an „Plan B“ eine geringfügige Beschäftigung im Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt aufnehmen. Am 01.02.2019 konnte Frau Pölike dann nach einer erfolgreichen Bewerbung bei der Stadtbäckerei Bernd und Konstanze Kowalewski GbR und einem anschließenden Probetag eine sozialversicherungspflichtige und unbefristete Beschäftigung als Verkäuferin aufnehmen.

Uta Pölike Foto: Jobcenter


In den ersten Monaten dieser neuen Tätigkeit, die sie formal nicht erlernt hat, unterstützt sie das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd zudem finanziell mit dem sogenannten Einstiegsgeld. Es soll ihr helfen, sich frei von finanziellen Zwängen erfolgreich einzuarbeiten.

Das erste Vierteljahr in der neuen Beschäftigung ist bereits verstrichen und Herr Lübcke kann aus Arbeitgebersicht nur Positives berichten. Sein Urteil: „Es ist bewundernswert, was Frau Pölike für eine gute Arbeit macht, wenn man bedenkt, dass sie diesen Beruf nicht von der Pike auf gelernt hat.“

Frau Pölike selbst sagt: „Ich genieße jeden Tag und habe gelernt, mit den täglichen Herausforderungen und Belastungen umzugehen. Dabei ist es mir wichtig, die richtige Balance zwischen Arbeit und Entspannung in der Familie zu finden. Die Arbeit macht mir einen Riesenspaß und ich bin dankbar dafür, diese Chance bekommen zu haben.“