Am Ende wird alles gut! (Lesezeit ca. 2:30 Min.)



Ausgabejahr 2019
Datum 28.10.2019

Seit 8 Monaten steht Ina Schülke in der Kantine der Agentur für Arbeit Neubrandenburg und bedient die hungrigen Gäste, die sich hier mittags eine warme Mahlzeit holen. Und das sind längst nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Mecklenburgische Seenplatte-Süd, sondern es finden sich auch Beschäftigte der umliegenden Firmen und Bewohner des Reitbahnviertels hier ein, um sich aus dem Kantinenangebot ihr Mittagsgericht auszuwählen.

Frau Schülke ist bei dem Betreiber der Kantine - dem Jatznicker Hof – beschäftigt und hat hier in Neubranden-burg ihren neuen Arbeitsplatz gefunden. Das Angebot kam für sie zur rechten Zeit und hat
ihr den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt aus der Arbeitslosigkeit ermöglicht – es passte alles zusammen.

Logo Jatznicker Hof

Frau Schülke wohnt außerhalb Neubrandenburgs und ist ohne Führerschein auf ihren Mann als Chauffeur oder die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Das klappt bei dem jetzigen Arbeitsplatz wunderbar, denn die Bushaltestellen sind quasi vor der Tür.

Mit 46 Jahren hat sie beruflich schon einige Wege beschritten. Angefangen hat ihr Berufsleben zu DDR-Zeiten mit einer Ausbildung in der Textilreinigung. Dann kamen die Kinder – Frau Schülke hat 3 Töchtern das Leben geschenkt. Dafür hat sie ihre berufliche Tätigkeit unterbrochen und es begann, wie bei so vielen Menschen, ein ständiger Wechsel zwischen Arbeitslosigkeit und Nebenjobs bzw. kurzfristigen Beschäftigungen. So war Ina Schülke unter anderem im Verkauf, in der Reinigung und in der Küche beschäftigt.

Es schlossen sich Fortbildungen und sogar eine Umschulung zur Kauffrau für Bürokommunikation an – allein trotz vieler Vermittlungsversuche des Jobcenters und eigener Bemühungen konnte kein Arbeitsplatz gefunden werden. Hinzukam, dass ihr Mann 2016 ebenfalls eine 2-jährige Umschulung zum Kaufmann für Bürokommunikation über die Deutsche Rentenversicherung in Stralsund begonnen hatte und nur noch am Wochenende zu Hause war. So war Frau Schülke ohne Führerschein und „Chauffeur“ noch weniger mobil und mit der Betreuung der Kinder zu weiten Teilen auf sich allein gestellt.

Die Zeit der Umschulung ihres Mannes war für die ganze Familie nicht einfach. Die Kinder waren häufig krank, eigene gesundheitliche Probleme kamen hinzu. Ihr Mann war mit der Situation ebenfalls nicht zufrieden und so war sie es, die als Bindeglied in dieser schwierigen Zeit alles zusammengehalten und sich und die anderen motiviert hat.

Die Umschulung hat ihr Mann im letzten Jahr erfolgreich beendet, allerdings hat er noch keine Arbeit gefunden. Die jüngste der 3 Töchter besucht aktuell noch die Schule.

Frau Schülke arbeitet jetzt in Teilzeit täglich 4 Stunden – 20 Stunden in der Woche. Der Arbeitstag beginnt mit einem Gang durch die Kantine. „Die Tische müssen sauber sein und die Blumen frisch“ sagt sie. Dann bereitet sie alles für die Essenausgabe vor, ordnet die Teller, füllt das Dessert in die Schalen, bis die ersten Mittagsgäste kommen.

Nachdem wieder Ruhe in die Kantine eingezogen ist, wird abgewaschen und alles für den nächsten Tag saubergemacht und hergerichtet.

Ina Schülke Foto: Jobcenter

„Ich bin komplett zufrieden, so wie es jetzt ist“, erzählt Frau Schülke. „Ich habe mich gut eingearbeitet, die Arbeit hier in der Kantine macht mir Spaß, die Gäste sind nett und auch mit der vereinbarten Teilzeit komme ich gut zurecht“ sagt sie mit Blick auf die Familie und die damit verbundenen Probleme.

Und in Anlehnung an ein Zitat von Oscar Wilde endet sie: „Mein Tag ist ausgefüllt – es ist alles gut so, wie es ist.“

Am Ende wird alles gut! Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende. (Oscar Wilde)